Immer wieder ernte ich Blicke voller Unverstaendnis, wenn ich beispielsweise meinen lieben Arbeitskollegen erzaehle, dass ich mich am Wochenende gern mit Freunden treffe um die halbe Nacht vor dem Fernseher zu sitzen und Nintendo zu spielen. Aber warum? Bin ich etwa ein zurueckgebliebener Daddelkopp, der nicht erwachsen werden will?
Durchaus moeglich, aber ich finde es ziemlich unwahrscheinlich. Denn: Videospiele sind in der Form wie es sie heute gibt nunmal erst seit dieser Generation vorhanden. Frueher konnte man nicht einfach zuhause auf dem Sofa rumluemmeln und den ganzen Tag Pokemon auf dem Handheld daddeln oder mit ein paar Kumpels auf dem Fussboden im Wohnzimmer hocken und GoldenEye zocken. Man musste ja quasi “rausgehen und sich mit echten Menschen treffen” um Spass zu haben. Die Elterngeneration von heute kennt diese Art von Zeitvertreib einfach nicht aus ihrer eigenen Kindheit und haelt sie daher in der Regel fuer groben Unfug. Genau wie Techno-Musik, Anime und Alkopops.
Fuer mich jedoch sind Videospiele zuerst einmal ganz einfach ein Hobby, was ich betreibe weil es mir Spass macht. Ganz aehnlich wie Filme gucken oder Buecher lesen. In meiner Kindheit gab es nun mal Videospiele und daher bin ich mit dem NES gross geworden so wie Generationen vor mir mit ihren Walkmen und Buechern. Und ich wuesste nicht, dass jemand aufhoert Musik zu hoeren oder Buecher zu lesen nur weil er das als Kind auch schon tat. Vergleichbar ist das ja mit dem Thema “Zeichentrick” und “albernen Comicheften”, denn Cartoons oder gar Anime sind ja auch generell nur fuer Kinder! Aber das ist eine andere Geschichte.
Selbstverstaendlich aendern sich die Interessen ueber die Jahre irgendwie aber eine gute Spielmechanik bleibt auch nach 10 oder 20 Jahren immer noch eine gute Spielmechanik. Und ob die Protagonisten nun aussehen wie Pokemon oder wie Elitesoldaten ist mir da ziemlich egal.
Was fuer mich den grundsaetzlichen Spass an Games ausmacht wird in der ersten Haelfte des folgenden Videos sehr schoen veranschaulicht:
Hierbei gefaellt mir besonders der Vergleich mit Donkey Kong, Football und Poker sehr gut. Hier wird aufgezeigt, dass das Spielen von Videospielen einfach total klischeebehaftet ist und die ganze Welt pauschal davon ausgeht, dass jede andere Form von Spielen sinnvoller sei als Videospiele. Weil man drueckt ja nur ein paar Knoepfe. Das kann ja gar nicht anspruchsvoll sein. Und falls es das doch ist, dann steigert man sich doch bloss in was rein, was es ueberhaupt nicht wert ist. Denn was hat man schon davon in einem Videospiel gut zu sein?!
Ein anderer Punkt ist die Frage ob Videospiele nicht vielleicht sogar eine Form von Kunst sind.
Darueber laesst sich wunderbar streiten, denn je nachdem wen man dazu befragt bekommt man andere Antworten. Wichtig ist hier auf jeden Fall zu differenzieren. Natuerlich gibt es Spiele die keinerlei kuenstlerischen Ansatz haben, brauchen sie aber auch nicht. Niemand verlangt bei einem Wrestle Jump, Super Mario Bros. oder Tetris eine ausgefeilte Story, denn das sind eben Spiele die schlicht und einfach durch Gameplay ueberzeugen und daher Spass machen.
Aber es gibt halt auch Spiele, die durchaus etwas vermitteln wollen anstatt nur kurzweilig zu unterhalten. Klassischstes Beispiel sind hier wohl (japanische) Rollenspiele: Spielzeiten, die gerne mal die 100 Stunden ueberschreiten, interessante Geschichten mit tollen Charakteren, Soundtracks fuer die man ins Orchester gehen kann und phantastische Welten, die sogar ein Herr der Ringe blass aussehen lassen. Alles Komponenten, die in der “Offline-Welt” bereits als Kunst anerkannt werden. Und nun kombiniert man diese Sachen, fuegt noch die Moeglichkeit hinzu, das Geschehen selbst zu steuern und ZACK hat man ein Spiel. Nur noch ein Spiel. Und Spiele sind ja fuer Kinder, Kunst ist das bestimmt nicht!
Auf Dorkly wurde neulich ein Artikel namens 8 Things Gamers Want gepostet und dort kommt das Thema Kunst auch zur Sprache:
Are videogames art? No, videogames are more than art – they are the culmination of art. Videogames combine incredible music that has been played by the world’s greatest symphonies, visuals that are comparable to the work of Monet, narratives as complex and rewarding as film, and immersive, emotional experiences that no other piece of art could possibly offer. For far too long, videogames have been misconstrued as simple “toys” by much of the mainstream media. Nothing but pointless distractions for immature children. But look at games like Journey, Limbo, Fez, and Braid – all incredible experiences, all driven by the imaginations of brilliant creators, all able to take the player on an emotional journey. If “art” is the act of creating something that had previously only existed in one’s imagination, then there is no reason why the world should not recognize videogames as art.
Besonders im Bereich der Indie-Spiele, fernab von Kaufhausregalen und grossen Preisschildern gibt es viele viele Entwickler, die darauf setzen dem Spieler ein tolles Erlebnis zu bereiten. Ob das nun durch innovatives Gameplay, einzigartige Grafikstile, einen aussergewoehnlichen Soundtrack oder einfach nur eine wundervolle Story ist, unterscheidet sich natuerlich von Spiel zu Spiel. In der Regel findet sich aber immer mindestens einer dieser Aspekte in Indiegames wieder. Es geht ebe auch anders als staendig nur moeglichst realistisch aussehende Terrorist abzuknallen.
Einen sehr schoenen (wenn auch kritischen) Artikel zum Thema Kunst in Form von Videospielen hat Zeitzeugin Guddy Phinphin vor ein paar Monaten im Zeitzeugenblog hinterlassen: Zeitzeugin.net
Tja, und dann gibt es da noch Spiele wie Professor Layton.
Hier spielt man eigentlich gar nicht, hier denkt man nur nach und loest Raetsel. Die Dinger machen ohne Frage auch eine Menge Spass aber ich wuerde die Layton-Reihe pauschal nicht als Spiele definieren, denn in meinen Augen sind sie schon fast gleichzustellen mit Titeln wie Dr. Kawashimas Gehirnjogging. Klar, die Raetsel und Puzzle sind irgendwie gamified worden und sind durch eien Rahmenstory miteinander verknuepft, aber irgendwas… passt da einfach nicht.
Ich wuerde diese “Spiele” eher in die Kategorie “Alltagsspielereien” stecken. Was sich dahinter verbirgt wird in folgendem Video schoen dargestellt, denn so ziemlich alles was man tut kann man irgendwie als Spiel ansehen:
Und wenn man das nun als Spiel ansieht, dann sind wir doch alle irgendwie Gamer oder?
Wie sieht es bei euch aus? Zockt ihr auch im “Alter” noch oder habt ihr fuer diesen kindischen Kram keine Zeit mehr und seid jetzt mit erwachsen sein beschaeftigt?
Schöner Artikel, den ich mir bei Gelegenheit nochmal genauer durchlesen muss xD
Und ja, ich zock auch im Alter noch. So langsam muss ich mir gedanken machen, wie ich meinen ältesten Stöpsel damit in Verbindung bringe, dass die PS3 nicht nur zum Jim Knopf DVD gucken da ist ;-)
Tu das, ich hab auch etwas laenger dran gesessen bis der fertig ist, da kann man ihn auch ruhig zweimal lesen ;D
Ich glaube Kinder kommen da von ganz allein drauf, keine Angst ;)
Ganz ehrlich, ich habe den Aspekt das games oder sagen wir mal einige games kunst waeren nie so gesehen.
Ich stimme deiner meinung bei gerade durch die Definition kunst= darstellung von fantasie zur begreifbarkeit durch dritte.
Auch als beschaeftigter mit erwachsenwerden hab ich immer die einstellung vertreten das gaming kult ist.
Klasse artikel!
So richtig Gedanken habe ich mir auch erst gemacht als ich den Artikel hier geschrieben habe und ein bisschen Recherche fuehrte.
“Weil’s Spass macht” ist ja eh sowas das man bei allen Freizeitaktivitaeten als Antwort auf das “Warum?” geben kann. Ich glaube wenn man dann aber noch weiter bohrt und fragt warum es denn Spass macht, dann faellt es auch leichter, andere davon zu begeistern.