Review: Earthbound (SNES, 1995)

Es gibt ja immer wieder so Spiele bei denen denkt man sich, die sollte man eigentlich mal nachholen. Man hoert immer wieder davon, wie gut sie sind und dank moderner Technik koennte man innerhalb weniger Minuten schon im Spiel sein, auch wenn man kein ausgebildeter Spezialexperte auf dem Gebiet der Retrokonsolenhardwareemulationssoftware ist. Ja, wenn man denn wirklich wollte.

Fuer mich war Earthbound immer so ein Spiel. Ich habe mich jedoch ewig lang gekonnt damit herausgeredet, dass ich nichts mehr emulieren will und das Spiel ja bei uns leider nie erschienen ist. Das hat sich dann aber geaendert als man sich bei Nintendo dazu entschied, den Titel fuer ihre Virtual Console zu releasen und Europaeern die Chance geben, Earthbound auf ihrer WiiU spielen zu koennen. Die Huerde der legalen Beschaffung war also weg und ich musste nur noch den inneren Schweinehund ueberwinden.

Dabei halfen mir meine Freunde dann aber ganz gut, weil sie mich immer wieder damit trietzten, warum ich bei Super Smash Bros denn so gern mit Ness und Lucas spielen wuerde, wo ich doch deren Background ueberhaupt nicht kenne.

Tja und sowas kann ich natuerlich nicht auf mir sitzen lassen. Noch am selben Abend schmiss ich Big N die noetigen 10€ in den Rachen und startete ein wundervolles Abenteuer. Ich konnte meine Kumpels ebenfalls davon ueberzeugen und so kam es dann, dass Earthbound unser naechstes Fruehstueckszock werden sollte. Ein Log dazu findet ihr hier.

Die Story von Earthbound wird erst in den letzten paar Stunden wirklich schluessig und hat vorher keinen richtigen roten Pfaden. Man stolpert eher von einem Abenteuer ins naechste und erlebt in jeder Stadt seine eigene Geschichte. Das ist allerdings ueberhaupt kein Problem, denn Earthbound lebt entgegen den meisten RPGs nicht von seiner Story.

Ganz RPG-unytypisch ist auch das Setting, denn Ness ist kein grosser Held, der in einer duesteren Welt gegen Monster kaempft, und am Ende die Welt retten muss. Nein der Protagonist Ness ist ein abenteuerlustiger Junge, der zwar PSI-Kraefte hat, aber trotzdem Heimweh bekommt, wenn er zu lange nicht mit seiner Mama telefoniert und seine HP mit Hamburgern und Sandwiches auffuellt anstatt bedenkenlos gruene und rote Traenke in sich reinzukippen.

Earthbound spielt in einem alternativen Amerika und so muss man beispielsweise Geld vom Geldautomaten holen und zum Speichern seinen Papa anrufen und ihm erzaehlen was man erlebt hat. Es ist wirklich nicht die Rahmenhandlung, die Earthbound so grossartig macht, es sind die unendlich vielen Details, die das Gesamtbild ergeben und somit von vorne bis hinten Spass machen.

Ein weiteres Highlight war fuer mich der Soundtrack, denn mir ist immer wieder aufgefallen wie unterschiedlich die einzelnen Stuecke sind. Das klingt jetzt vielleicht erstmal nicht nach einem Qualitaetsmerkmal, aber wenn man sich die Lieder mal anhoert, dann wird man schnell merken, dass sie alle ihre eigene Stimmung haben und diese wunderbar vom Bildschirm ins Gehirn des Spielers transportieren.

Bei Earthbound hat man eine Menge richtig gemacht, das Spiel ist verdammt gut gealtert und mir faellt bis auf den etwaigen kulturellen Unterschied zwischen Europa und Nordamerika ehrlich gesagt nichts ein, was ein Release auf unserem Kontinent so lange hinausgezoegert haben koennte.

Natuerlich aergert man sich beim Spielen hier und da stellenweise ein bisschen ueber Kleinigkeiten, die heute einfach anders funktionieren aber im grossen und Ganzen hat mir das Gameplay von Earthbound ziemlich gut gefallen.

Es gibt ein gut funktionierendes Auto-Battle-System und Kaempfe gegen schwache Gegner werden sogar ganz uebersprungen. Die Charaktere unterscheiden sich genug um verschiedene Rollen zu verkoerpern, sind aber trotzdem noch balanciert genug um nicht aufgeschmissen zu sein, wenn mal einer fehlt.

tl;dr: Ja, es ist wirklich so gut wie alle behaupten. Oder um es mit den Worten von Friedrich Liechtenstein zu sagen:

Super Setting, Super Humor, Super Musik. Super Spiel, Super Nintendo: Super geil.