Mein Eindruck vom Steam Controller

Als der Steam Controller on Valve angekuendigt wurde, war ich natuerlich erstmal etwas skeptisch. Touchpads anstatt Analogsticks? Wo kommen wir denn da hin? Bei naeherer Betrachtung schien mir die Idee dann aber doch immer sinnvoller, besonders mit dem Hintergrund, damit auch mausintensive Spiele couch-kompatibel zu machen. Als es dann die Vorbestelleraktion mit Portal 2 und Rocket League fuer lau gab, konnte ich mich natuerlich nicht mehr beherrschen und habe mir spontan so einen Controller bestellt.

So viel zur Vorgeschichte, nun zur Hardware selbst. Der Controller scheint mir sehr gut verarbeitet zu sein und macht einen ziemlich robusten Eindruck. Das Buttonlayout erinnert grundsaetzlich stark an die gaengigen Pads der aktuellen Konsolen: Der vier ABXY-Buttons, links daneben ein Analogstick, an den aeusseren, oberen Ecken die Touchpads und in der Mitte haben wir Start/Select sowie ein Power-Knopf. Damit sind die Daumen der Spieler also gut versorgt.

Fuer die Finger gibt es hier erstmalig(?) drei Buttons auf jeder Seite: Jeweils zwei Schultertasten, wie wir sie seit dem Super Nintendo und der Playstation kennen, aber zusaetzlich auch noch unten drunter im „Griff“ einen weiteren Knopf, der wohl mit dem Ringfinger betaetigt werden soll. Finde ich gar nicht so uebel und ich habe die Knoepfe beim Spielen auch gut benutzen koennen. Ich habe allerdings nach wie vor das Problem, dass ich nicht mit dem linken Daumen lenken und dann gleichzeitig mit den linken Fingern korrekt die Tasten bedienen kann.

Aber das ist ein persoenliches Problem, das ich auch schon bei anderen Controllern hatte. Ich weiss nicht, was da schief gelaufen ist. Aus dem selben Grund finde ich es wahrscheinlich auch etwas unbequem, alle drei Schultertasten gleichzeitig zu verwenden. Es fuehlt sich fuer mich irgendwie komisch an, Zeige- und Mittelfinger unabhaengig von einander zu nutzen, wahrscheinlich ist das aber auch nur Gewoehnungssache und ich habe das irgendwie in den letzten fuenfundzwanzig Jahren gekonnt gemieden.

Sehr gut gefaellt mir hier, dass die beiden Trigger analog sind, am Ende aber dennoch einen genauen Druckpunkt haben. So kann man beispielsweise bei Shootern mit der selben Taste erst zielen und dann schiessen. Oder bei Racern kann man stufenlos beschleunigen und dann den Boost zuenden. Oder, oder, oder.

Die Tasten sind vom Handling her meiner Meinung nach sehr gut, klackern bei Betaetigung allerdings relativ laut. Ungefaehr vergleichbar mit dem Klicken einer Computermaus. Da mich meine Maus beim daddeln aber auch nie gestoert hat, kann ich das verschmerzen.

Ein echteres Problem ist fuer mich allerdings die Abhaengigkeit vom Steam. Oder genauer gesagt von Steam Big Picture. Nicht, dass ich etwas dagegen haette, nein ganz im Gegenteil finde ich eine eigene Oberflaeche fuer die Nutzung mit dem Controller sogar ziemlich toll. Mein Problem ist hier eher, dass ich noch andere Sachen an meinem Laptop mache und Steam nicht immer laufen haben. Besonders nicht im Big Picture Mode. Will ich mich jetzt also bequem mit dem Gamepad auf die Couch werfen und daddeln, dann muss ich das am PC erst alles vorbereiten. Und das nervt mich.

Ich kann verstehen, dass Peripherie von solch einem Kaliber nicht durch einen normalen Treiber in Betrieb genommen werden kann und man dafuer ein bisschen mehr Software braucht als sonst, aber als eigenstaendige stand alone Version waere mir das lieber. Ausserhalb von Steam Big Picture funktioniert der Controller naemlich „nur“ als Mausersatz mit Links- und Rechtsklick.

Jetzt aber genug der Meckerei, denn wenn man den Steam Controller so nutzt wie man ihn nutzen soll, dann funktioniert er naemlich ganz wunderpraechtig. Ich habe verschiedene Genres aus meiner Steam Bibliothek ausprobiert und meine Erlebnisse hier entsprechend zusammengefasst. Sehr gern teste ich natuerlich auch noch Spiele eurer Wahl sofern sich die Moeglichkeit dazu bietet.

Jump ’n Run (ibb&obb)
Als normales Gamepad konnte mich der Controller durchaus ueberzeugen, auch wenn die vier Facebuttons relativ klein sind und nah bei einander liegen. Der Analogstick ist praezise und hat einen guten Grip, sodass er genau da unter dem Daumen bleibt wo man ihn behalten will.

First Person (The Stanley Parable)
Ich habe bewusst ein First Person Spiel gewaehlt, in dem es nix zu ballern gibt, einfach damit ich mich ganz entspannt auf die Steuerung einlassen kann. Wider Erwarten hat es nach einer kurzen Eingewoehnungszeit schon ganz gut geklappt und ich konnte Stanley mindestens so gut steuern wie mit Twinstick-Steuerung. Den Test in einer reaktiven Umgebung muss ich natuerlich noch durchfuehren

First Person Puzzler (Portal 2 Coop)
Nach The Stanley Parable traute ich mich dann auch etwas mehr und wagte mich erstmals an den Coop von Portal 2 ran. Da der Controller direkt als Bundle mit diesem Spiel verkauft wurde und der Titel aus dem hause Valve kommt lag sogar schon eine sehr gute Button-Konfiguration fuer das Spiel vor. Die Problematik des Leicht-daneben-Zielens, die sich bei Gamepadsteuerung sonst schnell ergibt ist mit dem Steamcontroller fast komplett zu ignorieren. Neben dem sehr genauen Touchpad hat der Controller naemlich auch noch ein Gyrometer eingebaut, das bei Daumenkontakt auf dem rechten Touchpad die Moeglichkeit zum Nachjustieren bietet. Im Grunde so wie Nintendo das schon bei Splatoon gemacht hatte, nur eben mit der Beschraenkung, dass der Daumen dabei auf dem Touchpad sein muss, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass auch das wieder nur eine Sache der Einstellungen ist.

Aufbaustrategie (Civilization V)
Da ich zuvor noch nie irgendein Civ gespielt habe, kann ich hier nur bedingt beurteilen wie gut die Umsetzung funktioniert. Da die Steuerung aber scheinbar komplett via Maus moeglich ist und der Spielfluss rundenbasiert ablaeuft, wuerde ich dieses Spiel auch als tauglich einstufen. Wenn man sich seine Shortcuts auf die knapp 20 moeglichen Tasten des Controllers legt duerfte man zurechtkommen.

Hack ’n Slay (Diablo III)
Selbstverstaendlich musste ich auch Diablo III mit dem Steam Controller anspielen. An die Konsolenversion kommt das Bedienschema zwar nicht heran, aber bequemer als mit Maus und Tastatur ist es allemal. Da man sich durch ausloesen der Attacken bewegt muss man zwar darauf achten, dass man auf seiner „Klicktaste“ stehts einen Spell hat, der den Charakter auch laufen laesst, aber das muss man grundsaetzlich auch, wenn man mit der Maus spielt. Hat man sich die Shortcuts aber alle entsprechend verteilt spielt sich auch ein Diablo III erstaunlich gut.

moep0r

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