Endlich hatte ich Zeit, Darron Aronofskys hochgelobten Film The Wrestler im Kino zu begutachten. Da der Film hier in der Umgebung – wie damals auch There will be Blood und No Country for old Men – mal wieder nur im (grossartigen!) Lichtwerkkino in Bielefeld (zu denen gehoert auch das Lunakino, das im Sommer Open Air Vorstellungen bietet!) lief, kann man zwar nicht automatisch von einem Meisterwerk ausgehen, aber generell schonmal ein gewissen Anspruch erwarten. ;)
Regie
Darren Aronofsky
Hauptdarsteller
Mickey Rourke als Randy ‘The Ram’ Robinson
Marisa Tomei als Cassidy
Evan Rachel Wood als Stephanie
Randy ‘The Ram’ Robin ist eine Wrestling Ikone. Jeder kennt ihn und jeder weiss von seinem Legendaeren Kampf gegen Ayatollah am 6. April 1989 im Madison Square Garden. Doch heute, knappe 20 Jahre spaeter, lebt er alleine in einem Trailerpark, ist verschuldet und verdient sein Geld hauptsaechlich mit Lagerarbeiten. Was das Wrestling angeht, ist er immernoch dabei. Aber heute kennt ihn kaum noch jemand und er macht es eigentlich nurnoch, weil er nichts anderes gelernt hat. Doch eines Tages bricht er nach einem sehr harten Kampf in der Umkleidekabine zusammen und der Arzt, der die Beipass-OP durchfuehrte machte ihm klar, dass er wahrscheinlich bald sterben wuerde, wenn er so weiter macht wie bis her. Randy fasst sich also ein Herz und versucht ein neues Leben zu beginnen. Er faengt an, im Supermarkt an der Delikatessentheke zu jobben, trifft sich privat mit der Taenzerin Cassidy und stellt wieder Kontakt zu seiner Tochter her, die er jahrelang nicht gesehen hat. Anfangs läuft das Ganze auch relativ gut, bis die Fassade dann nach und nach anfaengt zu broeckeln…
Eins kann man wohl sagen: Herr Aronofsky hat hier mal wieder bewiesen, dass er es einfach drauf hat. Nachdem ich von seinen bisherigen Werken Pi, Requiem for a Dream und The Fountain schon sehr begeistert war, hatte ich bei The Wrestler anfangs eher meine Zweifel, da ich ihm so etwas ehrlich gesagt kaum zugetraut haette. Immerhin waren seine bisherigen Filme zwar auch teilweise Dramen, gingen aber trotzdem in eine komplett andere Richtung. Und auch bei Rourke war ich ueberrascht. Er glaenzte zwar in Sin City als Marv und seine Nebenrollen in Irgendwann in Mexico und Spun war auch nicht schlecht, aber das liegt nun auch schon ein paar Jaehrchen zurueck und dort spielte er auch den starken Mann, der nichts zu fuerchten hat.
Wie erwartet kommt hier nun das grosse “Aber”, denn: Die Filmposter tragen den Slogan “Witness the ressurection of Mickey Rourke” voellig zurecht. Er ist wie fuer diese Rolle geschaffen. Selten konnte ich eine Rolle so ernstnehmen wie Randy ‘The Ram’ Robinson. Was fuer Harvey Keitel Bad Lieutenant war, ist fuer Mickey Rourke The Wrestler: Die Rolle seines Lebens. Neben Rourkes Leistung verlaesst sich Aronofsky wie bereits in vorigen Filmen auf einen Soundtrack von Clint Mansell, der wie immer sehr gelungen ist. Doch neben Mansells klassisch gehaltenen Stuecken, findet man bei The Wrestler auch noch jede Menge Gangster-Rap und Heavy Metal, denn einige Szenen spielen in einem Nachtclub und von daher ist die Musik sehr passend gewaehlt, auch wenn es sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Genau wie Nachtclubs. ;)
Weiterhin haben mir die Arbeit mit der Kamera und die Schnitttechnik sehr gut gefallen, die der Akteinteilung (Spring, Summer, Fall, Winter) von Requiem for a Dream sehr aehnelt, nur dass eben dieses Mal die Titulierung fehlt.
Die Story weiss vor allem dadurch zu begeistern, dass es zwar im Ganzen ein Drama ist, jedoch zwischendurch immer wieder andere Genres ihren Platz finden. So bekommt der Zuschauer teils wirklich boese Brutalitaet in den Kaempfen zu sehen, die sogar mir als Splatterfan die eine oder andere Gaensehaut bescherte. (An dieser Stelle lasse ich auch mal ganz dezent meine Empoertheit ueber das Urteilsvermoegen der FSK durchschimmern. In jedem anderen Film waeren solche Szenen mit hoher Wahrscheinlichkeit komplett herausgeschnitten worden oder der Film haette eine 18er Freigabe bekommen.) Auf der anderen Seite hat man eher das Gefuehl, man schaut sich eine Komoedie an, denn es gibt durchaus auch Szenen, die zum Bruellen komisch sind. Wie zum Beispiel der Dialog ueber Videospiele zwischen Randy und dem Nachbarsjungen oder die Suche nach einem passenden Geschenk fuer Randys Tochter Stefanie. Andererseits sind eben diese eigentlich lustigen Szenen auch wieder ein sehr trauriges Beispiel dafuer, wie abgeschieden Randy ist, denn er spielt immer noch begeistert NES und sucht eine lila Trainingsjacke aus, da er absolut nichts ueber seine Tochter weiss.
Was mir persoenlich jedoch am Besten gefallen hat, war ganz klar die Szene, in der Randy mit Stefanie am Meer spazieren geht und ihr erzaehlt, wie leid es ihm tut. Wovon ich aber wirklich gepackt wurde war das phaenomenale Ende. Ich will an dieser Stelle nicht zu viel vorwegnehmen, aber ab der Szene, in der er im Supermarkt erkannt wird, hatte ich fast durchgehend Gaensehaut und zum Ende hin wurden die Augen immer feuchter. Der letzte Schnitt gepaart mit Bruce Springsteens ‘The Wrestler‘ war ohne jeden Zweifel eines der groessten Filmerlebnisse, die ich je hatte. Vielen Dank Herr Aronofsky!
Wer also auf der Suche nach einem guten Film ist, sollte sich auf jeden Fall The Wrestler anschauen. Ich weiss nicht, wie es in anderen/groesseren Staedten ist, aber bei uns laeuft der Film, wie bereits erwaehnt, leider nur in einem einzigen Kino. Und falls ihr vom Titel abgeschreckt seid, kann ich euch ohne gross zu spoilern Eines mit auf den Weg geben: Es gibt auch einen Film, der Fight Club heisst und dort schlagen auch nicht zwei Stunden lang halbnackte Maenner aufeinander ein. ;)
Trailer [Englisch]
Links
The Wrestler in der OFDb
Ja, ein wirklich feiner Film :)
Ich hab nur mal eine Frage: Wieso gibts bei Dir denn keine Punkte?
Mhh ja das ist eine gute Frage.. Ich glaube ich habe damit irgendwann angefangen, weil ich so insgesamt weniger darueber nachdenken muss. ;)
Ich wuerde viel zu vielen Filmen volle Punktzahl geben und koennte zum Beispiel nur sehr schwer zwischen einer 8 und einer 9 unterscheiden. Wahrscheinlch muesste ich mir dazu generell erstmal eine Art Bewertungsbogen anlegen und das waere viel zu stressig. Zumal dann das Schauen eines Films viel mehr zur Analyse wuerde. Und ich will das Spektake ja geniessen und nicht als Arbeit betrachten. Ich habe mich daher momentan noch dazu entschieden, bei einem Fazit zu bleiben.
ich fand den film aus sehr nice …. der soundtrack mit liedern wie accept – balls to the wall oder firehouse – dont walk away hammer geil … zudem merkt man im laufe des filmes durchgängig das er ihm gesundheitlich nicht gut geht ( schweres atmen, weisse fingerkuppen)
alles in allem nur zu empfehlen der film
btw pohsie … es war ein grünes shirt :P
greetz