Zum bevorstehenden Verkaufsstart der neuen Konsolen XBOX ONE und PlayStation 4 moechte ich hier ein bisschen aus dem Naehkaestchen plaudern, warum ich mir wohl keine von beiden kaufen werde. Ich habe mich schon vor ziemlich genau einem Jahr fuer eine Konsole der naechsten Generation entschieden, naemlich als die WiiU an den Start ging.
Wer dieses Blog schon etwas laenger liest, der weiss, dass ich Nintendo ziemlich mag. Das kommt auch nicht von ungefaehr, denn ich bin ja damit aufgewachsen. Bis vor ca. drei Jahren hatte ich auch tatsaechlich nur Bespassungs-Systeme aus dem Hause Nintendo bei mir unter dem Fernseher stehen. Playstation, Xbox und SEGA wurden (wenn ueberhaupt) nur ab und an mal bei Freunden gespielt. Mittlerweile sind eine Playstation 2 und eine XBOX 360 zu meiner Nintendofamilie dazugekommen. Beide wurden mir geschenkt.
<Nostalgia Story Time Start>

Frueher war das mit den Konsolen kein Problem, da gab’s in meinem Freundeskreis nur Nintendo und einer aus meiner Grundschulklasse hatte zusaetzlich noch einen Sega Mega Drive, an dem wir hin und wieder Sonic spielten. Es war eine tolle Zeit: Man konnte (sich von) Freunden Spiele ausleihen, auf dem Schulhof Geruechte ueber Bonuslevel austauschen und die verregneten Nachmittage mit Super Mario und Luigi zuhause vor der Glotze verbringen. Es war eine Zeit in der Nintendo als universeller Begriff fuer Videospiele galt.
Als ich dann auf die weiterfuehrende Schule kam fand ich neue Freunde, die genau wie ich sehr gern Zeit mit Spielen verbrachten. In der Schule kriegten wir die Pausen damit rum, Pokémon zu tauschen und nachmittags trafen wir uns und spielten… PLAYSTATION! Denn bei Sony gab es die coolen Games. Ich war der einzige mit einem Nintendo 64 aber trotzdem wollte niemand einen Klempner durch bunte Level voller Pilze und Schildkroeten steuern wenn man doch auch Skateboard fahren und Leute abknallen koennte. Besonders letzteres war der Hit, denn in Zeiten zu denen das hoechste aller Gefuehle war, an Weihnachten mit Papa zusammen den Ballerfilm Stirb Langsam zu gucken, war man einfach der King wenn man zuhause GTA hatte.
Ein paar Jahre spaeter wurden wir konfirmiert und kauften uns von dem Geld Computer. Wir veranstalteten LANs, spielten Counter-Strike und spaeter dann World of Warcraft. Der geliebte Nintendo 64 geriet immer mehr in Vergessenheit. Als der GameCube erschien war mir das ziemlich egal und so kam es auch dazu, dass ich bis heute keinen besitze.
Erst im Jahr 2008 weckte Nintendo wieder mein Interesse: Ein Freund kaufte sich eine Wii und nachdem wir zur Einweihung der Konsole tatsaechlich bis 4 Uhr morgens fast ausschliesslich WiiSports zockten, war mir klar: Ich brauche auch so ein Geraet. Ich deckte mich mit den Franchises ein, die ich noch vom N64 kannte und spielte. Und ich spielte. Und spielte. Und spielte..
<Nostalgia Story Time Ende>
Nach all den Jahren in denen ich so ziemlich jeden Shooter spielte, den ich in die Finger bekam, war ich irgendwann einfach ueber den Punkt hinweg wo ich es toll fand, Leute moeglichst brutal, cool oder erwachsen ueber den Haufen zu ballern. Dinge, die damals cool (weil verboten) waren machen mich halt nicht mehr so an wie frueher. Es ist natuerlich nicht so, dass ich keine Shooter mehr spiele, aber wenn ich mich mit 16 darueber amuesierte wenn ich bei Quake 3 einen Gegner mit einer Rakete wegfetzte, so freue ich mich heute wenn ich einen Gegner mit einer Rakete wegfetze. Es geht um das Spiel ansich, das Spass machen muss. Deswegen spielen wir heute auf LAN auch wieder Quake und nicht mehr Soldier of Fortune. Genauso gern spiele ich aber auch Sachen wie Boom Bloxx oder Wario Ware auf meiner Wii. In meinem Artikel ueber das Daddeln als Erwachsener hatte ich das wie folgt formuliert:
Selbstverstaendlich aendern sich die Interessen ueber die Jahre irgendwie aber eine gute Spielmechanik bleibt auch nach 10 oder 20 Jahren immer noch eine gute Spielmechanik. Und ob die Protagonisten nun aussehen wie Pokemon oder wie Elitesoldaten ist mir da ziemlich egal.
Auf reddit habe ich einen Thread gefunden, in dem auch auf dieses Thema eingegangen wird:
I had a friend over and I was showing him the Wii U for the first time. He said,“I think the reason why I don’t like Nintendo that much is that they make their games too kiddie.“ We spent the next two hours playing Nintendoland with him giggling like a little kid. So what I realized is that Nintendo doesn’t make games for little kids; it makes games to bring out the little kid in all of us.
Nintendo legt nun mal nach wie vor hauptsaechlich auf Spass am eigentlichen Spielen des Spiels und nicht darauf, alles cool aussehen zu lassen und phantastilliarden an Polygonen auf den Bildschirm zu bringen und immer noch einen draufzusetzen. Sicherlich gibt es auch von Big N Franchises, dessen Titel mit einer gewissen Regelmaessigkeit auf den Markt geblasen werden aber diese Glaenzen in der Regel trotzdem noch durch Innovation. (Wenn man mal von den gefuehlt 28 New Super Mario Bros.-Spielen der letzten Jahre absieht). Vielleicht ist das aber auch alles nur Augenwischerei und es gibt auch bei Call of Duty und Fifa jedes Jahr eine neue Story und Gameplaymechaniken, WAS WEISS ICH DENN SCHON!

Kommen wir also zur WiiU: Die Idee mit dem zweiten Screen im Gamepad finde ich grandios, ich fand die Moeglichkeit beim NDS zwei Bildschirme nutzen zu koennen auch schon immer ziemlich toll.
Als die WiiU das erste mal vorgestellt wurde, gab es verschiedene Meinungen zum GamePad: Die eine Seite machte sich darueber lustig, weil ja niemand einen zweiten Screen brauchen wuerde. Die andere Seite machte sich darueber lustig, weil nur ein einziges GamePad pro Konsole funktionieren sollte und damit das Thema Multiplayer direkt vom Tisch waere. Und eine Nintendo Konsole ohne gescheiten Multiplayer waere ja wie ein Burger ohne Broetchen.
Was da aber noch niemand (ausser mir natuerlich, hoehoe) ahnte, war: wie der zweite Bildschirm am Ende wirklich genutzt wird. Zuerst einmal sollte ja spaetestens seit dem NDS klar sein, dass man in den seltensten Faellen beide Bildschirme gleichzeitig braucht. So kann man zum Beispiel ganz wunderbar Dinge wie die Karte, das Inventar oder ueberhaupt das HUD ganz einfach auf das Gamepad legen und dort per Touchcontrol bedienen. In Zeiten wo Videospieljournalisten immer wieder von famosen Dingen wie Immersion sprechen, finde ich das einen ziemlich guten Punkt. Nicht selten habe ich mir bei ZombiU in die Hose gemacht, weil ich auf dem Gamepad etwas aus dem Rucksack gesucht habe und beim Blick zurueck auf den Fernseher ploetzlich ein Zombie vor mir stand. Weil halt ich wirklich im Rucksack gewuehlt habe und das Spiel die Zombies einfach weiterliefen.
Wie das in einem Spiel umgesetzt wird, ist dann natuerlich immer noch eine andere Sache. Ich gebe hier aber die „Schuld“ ganz klar den Entwicklern der Spiele: Man macht sich in der Regel leider (noch?) zu wenig Gedanken darum, wie man die Alleinstellungsmerkmale der Konsolen vernuenftig nutzen kann und portiert die Spiele (aehnlich wie vom PC auf PS/XBOX und umgekehrt) einfach auf die WiiU ohne mal zu gucken ob man da noch etwas veraendern koennte/sollte/muesste. Wenn alle Spiele das GamePad so nutzen wuerden wie Nintendoland und ZombiU, dann wuerde sich die Konsole sicherlich besser verkaufen, da bin ich von ueberzeugt.
Ein weiterer Punkt ist lokaler, asymmetrischer Multiplayer. Ich muss zugeben, ich habe da auch erst dran gedacht als wir Nintendoland ausprobierten. Als ich begriff was da fuer ein Potenzial hintersteckt war ich schwer begeistert, denn durch den zweiten Bildschirm bieten sich unendlich viele Moeglichkeiten. Zusaetzlich zum „normalen“ kompetitiven Mehrspielermodus koennte man diverse Modi einfuehren, in dem eine Gruppe Spieler auf dem gesplitscreenten TV gegen den „GameMaster“ am Tablet spielen. Ganz aehnlich wie bei diversen Tabletops.
Den Weg von Sonic Allstar Racing Transformed zu gehen und dem ersten Spieler im Multiplayer einfach einen eigenen Bildschirm zu geben finde ich ebenfalls sehr charmant. So hat man a) das Splitscreen-Debakel erst ab drei Spielern und b) die Moeglichkeit zu fuenft an einer Konsole zu spielen.
Apropos Multiplayer: Ich bin ja der Auffassung, dass Nintendo (schon immer) so etwas wie der Inbegriff fuer lokalen Multiplayerspass ist. Ich weiss nicht wie viele Stunden, Tage und Wochen ich mit Kumpels vor der Glotze sass und wir Mario Kart, GoldenEye oder Smash Bros. gespielt haben. Wie wir wissen, bauen ja die meisten Freundschaften auf gegenseitigen Beleidigungen auf und daher wundert es mich auch ueberhaupt nicht, dass die obere Haelfte von Dorklys 10 most friendship ruining games of all time allesamt Nintendo Titel sind.

Natuerlich haben auch die Powerkonsolen ihre Exklusivtitel wie beispielsweise Halo oder <typisches PS3-Multiplayer-Spiel eintragen> aber ich wuesste nicht, dass ich jemals irgendwo dabei war, wo wir bis spaet in die Nacht vor einem Spiel gesessen haetten, das wir auch auf der Wii oder dem PC haetten spielen koennen.
Abgesehen vom den technischen Innerein und dem Controller unterscheiden sich Konsolen heute leider nur noch sehr wenig von einander. Mitunter so wenig, dass man (wieder) auf Kleinigkeiten wie der Aufloesung oder Rechenleistung rumreitet. Was einst die Bits waren ist heute die Grafik: Laeuft ein Spiel nur mit 720p und nicht in Full-HD ist das direkt ein Grund diese Konsole nicht zu kaufen. Auch hier geht Nintendo einen anderen Weg. Vergleichen wir die Konsolen eines Herstellers, dann stellen wir fest, dass die wichtigen (sprich: von anderen kopierten) Innovationen in den wenigsten Faellen von wem anders kommt als Nintendo: Sie haben das D-Pad, sowie den Analogstick und die Vibrationsfunktion im Controller eingefuehrt und Motion Control massentauglich gemacht. Nachdem sie mit dem Nintendo DS den Zweitbildschirm bei Handhelds etablierten, konnten sie diesen mit der WiiU auch bei Konsolen einfuehren. (Sony preist die Vita ja auch immer mehr mit Second Screen Funktionalitaeten an, daher sehe ich das als Erfolg.) Druckempfindliche Knoepfe und Trigger allerdings taeten den Controllern mittlerweile mal ganz gut, Spiele im Disk-Format haben sie ja endlich eingefuehrt.
Aber auch in anderen Bereichen hat Nintendo die Nase ziemlich weit vorn. Betrachtet man die Rangliste der meistverkauften Spiele aller Zeiten, so stellt man schnell fest, dass Nintendo auch hier dominiert: In den Top 20 befinden sich genau zwei Spiele, die nicht fuer Nintendokonsolen erschienen: GTA San Andreas (PS2) und Kinect Adventures (360). Die Top 15 belegt Nintendo komplett und ist dort sogar der einzige Publisher. Mag vielleicht daran liegen, dass Videospiele fuer Sony und Microsoft nur ein Teil eines grossen Ganzen sind und Nintendo ausschliesslich Unterhaltungselektronik und -software macht, aber das ist mir egal: So geht das naemlich!
Zum Abschluss bleibt mir nur noch eines zu sagen:
I love you, Nintendo.
Always have, always will.
Sehr schön geschrieben. Ich war damals auch eines von den Kindern, die nur Nintendo Konsolen zuhause stehen hatten. NES, SNES, N64, Gameboy, Gamecube, Wii und Nintendo DS.
Muss allerdings auch sagen, da du ja die Spiele ansprichst, dass sich irgendwo die Art / Thematik / Ausrichtung der Nintendo-Spiele im Laufe meine Nintendo-Karriere stark verändert hat. Meiner Meinung nach hatten das NES und SNES sehr viele Hardcore Titel, die weniger auf die Spielkinder als vielmehr auf Erwachsene zugeschnitten waren. Da waren so Casualspiele wie Mario Party noch in weiter ferne. Und die fand ich als Kind schon ziemlich gut.
Mit der N64 hatte sich das dann grundlegend geändert. Es gab auf einmal sehr viel mehr Familientitel. Und genau dann hatte ich gemerkt, dass wenn ich in einem Spiel „versinken“ wollte, ich lieber zum PC oder zur Playstation gegriffen habe und die Nintendo nur noch für zwischendurch oder wenn Freunde zu besuch waren rausgeholt hatte. Und das wurde von Konsole zu Konsole immer „schlimmer“. Die Party-Titel oder Zelda Teile machen zwar immer noch genau so viel Spaß wie damals, aber ich sitze trotzdem 400 Stunden vor Battlefield und nicht vor New Super Mario Bros.
Meiner Meinung nach sollten sie darauf verzichten den Technik-Affinen-Call of duty Konsolen wie der XBONE und der PS nachzueifern und stattdessen auf andere Dinge setzen. Die Dinge sollten sich aber nicht nur auf Innovationen wie die WiiMote oder das WiiUPad beschränken. Stattdessen sollten sie wieder mehr Core-Titel auf den Markt bringen. Und damit meine ich kein GTA oder Dragon Age, sondern eher klassisch angelehnte Titel mit neuen und alten Ideen. Sidescroller, Isometrische Shooter, Aufbauspiele, Rundenstrategie…
Ja, es stimmt leider dass es frueher viele Core Games gab, die jetzt schon fast von den Casuals ausgerottet wurden. Um wirklich gute Spiele zu finden muss man sich entweder auskennen oder lange suchen.
Einige davon auch zum „eintauchen“, ich spiele momentan zum Beispiel wieder Xenoblade Chronicles und koennte mir nichts besseres vorstellen. Die 400 Stunden Battlefield hinken hier ein wenig im Vergleich mit NSMB finde ich, da BF im Grunde ein MMOFPS ist und Mario komplett auf lokalen Multiplayer beschraenkt ist. Oder hast du die Zeit etwa in der Kampagne verbracht? ;)
Ich kann aber nachvollziehen was du meinst, etwas wie Lufia oder Castlevania gibt es heute nur noch ganz selten. Von „Nintendo-Hard“ brauchen wir glaube ich auch gar nicht erst anfangen.
Vielleicht hat das aber auch alles ein bisschen was mit Nostalgie und den Umstaenden von damals zu tun: Ich hatte nur eine Hand voll Spiele und eine zweite Konsole war schieres Wunschdenken. Frueher kannte man auch einfach nicht so viele Spiele bzw. wurde nur durch die Bravo ScreenFun und das Spieleregal im Supermarkt auf neue Titel aufmerksam. Da hat man sich natuerlich laenger mit einem Titel beschaeftigt, man hatte ja keine Wahl.
Heute wird man heute von Releases ueberrumpelt und weiss gar nicht wo man anfangen soll. (Ja, ich meine dich, Steam!)