Das war also der Hermannslauf. Dieser Lauf, auf den ich mich seit knapp einem Jahr vorbereitet und etliche Stunden und Kilometer trainiert habe. Dieser Lauf, der aus meiner Heimatstadt Detmold in meine neue Heimat Bielefeld führt. Dieser Lauf, der für mich irgendwie viel mehr als nur ein Lauf ist.
Neben der körperlichen Vorbereitung habe ich mir im Vorfeld auch viel Wissen angeeignet. Sei es in Form von Texten, Gesprächen mit Finishern oder gar meinem ganz persönlichen Interview zum Lauf vor einem halben Jahr. Ich fühlte mich sowohl physisch als auch mental fit, den Mythos Hermann zu bezwingen und auch die Wettergötter schienen auf meiner Seite zu sein: 15-20°C bei bedecktem Himmel und etwas Wind.
Doch abgesehen vom fehlenden Training und miesem Wetter bietet der Hermannslauf natürlich noch andere Tücken. Die größte Hürde dürften dabei die etlichen Höhenmeter sein. Ich habe zwar fleißig im Teutoburger Wald trainiert und bin die letzten Kilometer der Strecke hoch und runter gelaufen, aber wenn man bereits einen Halbmarathon in den Beinen hat, ist das nochmal eine ganz andere Nummer. Ich war deshalb schlau genug, mir die Kraft auf den wirklich steilen Steigungen zu sparen und Gehpausen einzulegen.
Die zweite große Tücke war ganz klar der stetig wechselnde Boden, der von Sand und Waldboden über Asphalt hin zu Beton und Kopfsteinpflaster wechselte. Ich hatte mich beim Kauf meiner Schuhe glücklicherweise direkt dahingehend beraten lassen, für alle Bodenprofile etwas dabei zu haben und somit kam ich ganz gut zurecht. Ich habe mir zwar keine Blasen gelaufen, aber der blaue Zeh vom Halbmarathon beim Osterlauf hat quasi eine neue Färbung bekommen. Und weil das so doof aussieht, habe ich die andere Seite direkt angeglichen. Der Schmerz hält aber zum Glück nicht an, weshalb ich den Muskelkater abwärts der Gürtellinie nun vollends genießen kann.
Abgesehen davon war das Lauferlebnis aber ein ziemlicher Hammer. Es ist wirklich beeindruckend, wenn man als Läufer durch eine Menge von tausenden(!) Zuschauern rennt, die alle nur vor Ort sind um den Läufern den aktuellen Streckenabschnitt etwas zu versüßen. Und das haben sie! Egal wie kaputt und am Schwitzen ich war: Als ich auf ca. der Hälfte der Strecke in Oerlinghausen ankam um dort gefühlt die gesamte Bevölkerung des Ortes an der Hauptstraße stand um uns anzufeuern, bleibt eine Gänsehaut einfach nicht aus.
Überhaupt sind mir während des Laufs auch immer wieder Freudentränen in die Augen geschossen, weil mir mehr und mehr klar wurde, wie wichtig mir dieser Lauf mittlerweile geworden war. Dieses Gefühl, etwas zu schaffen, wofür ich mich seit knapp einem Jahr bei Sonne und Regen, bei Eis und Schnee, bei Wind und Wetter kontinuierlich mehrere Stunden pro Woche geschunden habe, ist einfach unglaublich.
Ich möchte mich an dieser Stelle auch nochmal herzlichst bei allen Bedanken, die mir in den letzten Monaten immer wieder Mut zugesprochen haben und mir geholfen haben, am Ball zu bleiben. Ohne eure stetige Unterstützung wäre es mir sicher nicht so leicht gefallen!
30977.7 meters in 3 hours, 24 minutes, 31 seconds | Hermannslauf bei STRAVA
Im Anschluss noch der Streckenverlauf und mein Zieleinlauf:
Eine großartige Leistung und ein wahnsinniges Höhenprofil. Mega Respekt dafür. Kann mir gut vorstellen, dass es ein fantastisches Erlebnis war zwischen all den Leuten und dann an solch einem Tag. Freut mich für dich, dass alles gut geklappt hat und du kannst stolz auf dich sein, es so durchgezogen zu haben… :)
(Ich selbst bin schon wieder komplett erkältet und kann nicht laufen… buhu…)
Danke für die Blumen! Ich muss mir mal überlegen, wie ich es mit dem Training jetzt weiter handhabe. Ich glaube ich verzichte auf die morgendlichen 5km-Runden und konzentriere mich mehr auf die längeren Läufe. So ein Halbmarathon pro Woche könnte schon drin sein. Jetzt, wo es abends auch wieder länger hell ist, geht das vielleicht sogar auch unter der Woche.. Mal schauen :D